Zurück zu den Deponien. Sind ihre Methanemissionen wirklich erheblich?
Definitiv. Nehmen wir zum Beispiel eine herkömmliche Deponie in einer Stadt mit drei Millionen Einwohnern in einem Entwicklungsland: Die Treibhausgasemissionen einer solchen Deponie betragen typischerweise 20% der Treibhausgasemissionen der Schweiz. Und das, obwohl unsere eigenen Emissionen auch aus unserer Industrie, unserem Verkehr, unserer Landwirtschaft und unseren individuellen Emissionen als Bürgerinnen und Bürger resultieren!
Tatsächlich weisen heute immer mehr Stimmen aus der Wissenschaft darauf hin, dass die Emissionen von Deponien erheblich unterschätzt wurden. In der Praxis könnte eine solche Unterschätzung allein schon einen signifikanten Teil der Diskrepanz zwischen dem theoretischen Pfad des Temperaturanstiegs an der Erdoberfläche und dem tatsächlich beobachteten Pfad erklären.
Was sind Ihre grössten Chancen und Herausforderungen?
In vielen europäischen Ländern, vor allem in Nordeuropa, wird der Abfall grossenteils bereits in Infrastrukturen wie den von uns entwickelten behandelt. So ist es zum Beispiel unvorstellbar, dass in einem Land wie der Schweiz eine neue Deponie eröffnet wird.
In Ländern, die für solche Umweltthemen wenig sensibilisiert sind, sieht das aber ganz anders aus. So oder so bieten sich uns hier grosse Chancen. Um sie jedoch zu verwirklichen, ist es wichtig, immer wettbewerbsfähigere Lösungen anzubieten. Daher arbeiten wir ständig daran, unsere Infrastruktur erschwinglicher zu machen. So ist es etwa in Europa akzeptabel, zwischen 100 und 150 Euro für die Verwertung einer Tonne Abfall zu bezahlen. In Entwicklungsländern darf eine solche Dienstleistung hingegen nicht mehr als 30 bis 50 Euro, manchmal gar nur 20 Euro, kosten. Sonst gilt sie als unbezahlbar und die Deponie wird bevorzugt.
Sind Ihre Aktivitäten stark von der öffentlichen Politik abhängig, z. B. in Form von Subventionen?
Unsere Lösungen werden im Allgemeinen nicht subventioniert, und wir unternehmen auf allen Stufen der Wertschöpfungskette – von der Entwicklung bis zum Betrieb – beträchtliche Anstrengungen, damit sie für unsere privaten und öffentlichen Kunden von sich aus attraktiv sind. In Ländern, die noch nicht über eine solche Infrastruktur verfügen, muss hingegen der erforderliche gesetzliche Rahmen geschaffen werden. Bei solchen Themen sind wir eindeutig von der Politik abhängig.
Wer sind Ihre Hauptkonkurrenten und worin unterscheiden Sie sich in Bezug auf die Konkurrenz?
Wir äussern uns grundsätzlich nicht zu unseren Konkurrenten. Doch wir heben uns durch unseren ganzheitlichen Ansatz von der Konkurrenz ab, der potenziell die gesamte Wertschöpfungskette abdeckt: von der Entwicklung über die Finanzierung, das Eigentum, die Planung, den Bau, den Betrieb, die Wartung und die Sanierung bis hin zum Rückbau.
Welches sind Ihre geografischen Schlüsselmärkte?
Traditionell ist unser Hauptmarkt Europa. Dennoch verzeichnen wir bei unserem Geschäft im Nahen Osten ein rasches Wachstum. Und auch in den USA sowie in einigen Regionen Afrikas oder Asiens bieten sich uns grosse Chancen. China hingegen ist bereits weitgehend abgedeckt, nicht zuletzt dank der Arbeit unserer Lizenznehmer. Überraschenderweise verfügt China in unserem Tätigkeitsbereich über eine weitaus grössere Kapazität zur thermischen Abfallbehandlung als viele Industrieländer, darunter die USA, die immer noch Deponien bevorzugen.
Seit 2010 gehören Sie zum japanischen Konzern Kanadevia Corporation (ehemals Hitachi Zosen Corporation). Welche Synergien bietet eine solche Konstellation?
Ein wesentlicher Teil der Geschäftstätigkeit der Kanadevia Corporation in Japan ähnelt unserer Tätigkeit. Dies erlaubt es uns, auf verschiedenen Ebenen zusammenzuarbeiten – hauptsächlich in den Bereichen Forschung und Entwicklung sowie Projektfinanzierung. Unsere Muttergesellschaft ist tatsächlich eng mit dem japanischen Export-Ökosystem verzahnt, das sich auf zahlreiche öffentliche und halböffentliche Institutionen stützt, die bei der Unterstützung für die Entwicklung städtischer Infrastrukturen führend sind.
Darüber hinaus profitieren wir selbstverständlich von der äusserst soliden Bilanz unserer Muttergesellschaft, die an der Tokioter Börse kotiert und Teil des Nikkei-Index ist. Bei unseren Infrastrukturprojekten handelt es sich im Allgemeinen um Investitionen zwischen 500 Millionen und über einer Milliarde US-Dollar. Daher können unsere Kunden sicher sein, dass wir bei einem bestimmten Projekt selbst bei finanziellen oder technischen Schwierigkeiten auf einer soliden Grundlage aufbauen und ihr Projekt zu Ende führen können.