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Wird KI Datenschätze heben?

Dr. Julian Senoner, Co-Founder & CEO, EthonAI AG zum Nutzen der Künstlichen Intelligenz in der Produktion.

Dr. Julian Senoner: «Wir entwickeln eine neue Kategorie von Software, die wir als Manufacturing Analytics System (MAS) bezeichnen. Ein MAS ist eine Softwareplattform, die Produzenten bei der Analyse und Optimierung von Produktionsprozessen unterstützt. Dabei integriert das System Daten aus unterschiedlichsten Quellen und wendet massgeschneiderte KI-Modelle an, um tiefgehende Einblicke in die Produktion zu gewinnen. Unsere Plattform bildet eine Vielzahl von Anwendungsfällen ab, die von der Ursachenanalyse über Materialflussanalyse bis hin zur Qualitätskontrolle reichen. Mit Hilfe unserer Softwaretools verbessern unsere Kunden die Qualität, den Durchsatz und die Nachhaltigkeit ihrer Produktionsprozesse. Die holistische Herangehensweise und die spezifische Ausrichtung auf die Bedürfnisse der Fertigungsindustrie machen unsere Lösung besonders.

Welches Problem können wir mit KI lösen? In der Fertigung gibt es oft Tausende von Parametern, darin Zusammenhänge zu erkennen, gestaltet sich als sehr schwierig. KI kann Millionen von Datenpunkten, die für Menschen unüberschaubar wären, innerhalb von Sekunden analysieren.

Unsere KI-Modelle identifizieren Muster und Korrelationen in diesen Daten, die menschliche Analysten zumeist übersehen. Dadurch können wir präzise Empfehlungen geben, wie Produktionsprozesse optimiert werden können, um Verschwendung zu minimieren und die Effizienz zu steigern. Doch Achtung: KI kann keine menschliche Intuition und Problemlösungskompetenz ersetzen. Die besten Ergebnisse erzielen wir, wenn Menschen und KI zusammenarbeiten. Menschen bringen domänenspezifisches Wissen und Kreativität ein, während die KI datenbasierte Analysen und Einblicke liefert.

90% der in der Fertigung generierten Daten werden nie analysiert, weil die Daten in isolierten Systemen gespeichert sind und die Analyse zeitaufwendig und komplex ist. Dabei enthalten diese Daten oft sehr wichtige Informationen.

Der grosse Mehrwert von EthonAI liegt darin, dass wir obsolete Insellösungen durch eine Plattform vernetzter Softwaretools ersetzen, um bestehende Datenschätze umfassend zu analysieren. Diese Tools helfen unseren Kunden, Steigerungen der Produktivität und Qualität in der Fertigung zu erreichen.

Unsere Kunden reduzieren ihre Produktivitätsverluste um rund 20-50%. Und zwar durch weniger Qualitätsverluste, schnellere Produktionsanläufe und verbesserten Durchsatz. Wir nutzen Ressourcen auch effizienter und reduzieren den Ausschuss. Unser System hilft Unternehmen, ihre Prozesse zu verstehen und kontinuierlich zu verbessern, was Kosten spart und die Wettbewerbsfähigkeit erhöht.

Eine Schwäche von KI-Systemen ist aber die Abhängigkeit von hochwertigen und gut aufbereiteten Daten. Wenn die Daten unvollständig oder inkonsistent sind, kann dies die Genauigkeit der Analysen und Empfehlungen beeinträchtigen – das Prinzip 'Müll rein, Müll raus' gilt auch für EthonAI. Darüber hinaus ist die Datenverfügbarkeit entscheidend: Ohne umfassende und repräsentative Datensätze können keine zuverlässigen Ergebnisse erzielt werden. Spezifische Gefahren durch die Anwendung von KI sehe ich bei unseren Anwendungsfällen in der Fertigung keine. Unsere Methoden nutzen transparente KI-Modelle, die für Anwender leicht interpretierbar sind.

EthonAI ist eines der am schnellsten wachsenden Startups in der Schweiz und hat Finanzierung von internationalen Investoren erhalten. Wir sind bei führenden Industrieunternehmen in Europa und den USA im Einsatz. Zu unseren Kunden gehören Konzerne wie Siemens und Lindt. Unsere Plattform entwickelt sich kontinuierlich weiter, um neue Anwendungsfälle zu unterstützen und noch umfassendere und nützlichere Erkenntnisse zu liefern. Wir investieren ständig in Forschung und Entwicklung, um unsere Technologie auf dem neuesten Stand zu halten.

Unsere Vision ist es, dass Manufacturing Analytics Systeme in naher Zukunft genauso selbstverständlich und geschäftskritisch wie heute ERP- und MES-Systeme sind. Wir gehen davon aus, dass Manufacturing Analytics Systeme eine unverzichtbare Software für grosse Produktionsunternehmen werden, um datenbasierte Entscheidungen zu treffen und operative Exzellenz zu erreichen. Unser Ziel ist es, die Art und Weise, wie Produkte hergestellt werden, grundlegend zu verbessern und so einen erheblichen Beitrag zur globalen Wirtschaft und Umwelt zu leisten.»

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Swissmem bietet über die Plattform Next Industries - eine gemeinsame Initiative von Swissmem, SwissT.net und asut - einen Praxiszirkel zum Thema «Künstliche Intelligenz» an. In einem ersten Teil steht die Inspiration im Vordergrund. Es werden Use Cases von Unternehmen vorgestellt und diskutiert. In einem zweiten Teil werden konkrete Anwendungsmöglichkeiten diskutiert. Immer ausgerichtet an den Bedürfnissen der Teilnehmenden.

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Letzte Aktualisierung: 11.06.2024