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KI – wie geht's weiter?

Francesco Crivelli, Head of R&BD Industry 4.0 & ML bei CSEM zur Zukunft der KI.

Francesco Crivelli: «CSEM ist ein non-profit Technologie-Innovationszentrum. Wir machen keine Grundlagenforschung wie die Hochschulen, sondern unsere Mission ist, Technologie-Lösungen aus dem akademischen Bereich in die Industrie zu transferieren. In dem Rahmen beraten wir auch Unternehmen zum Beispiel im Bereich KI. Die Firmen kontaktieren uns mit einem Problem, das nicht standardmässig lösbar ist. Wir entwickeln dann Innovationen mit ihnen zusammen.

Was KI lösen kann? Mit grossen Datenmengen zu arbeiten. Wenn Daten das Öl der digitalen Wirtschaft sind, ist Künstliche Intelligenz das Raffinerieverfahren, mit den Informationen extrahiert und betriebswirtschaftliche Erkenntnisse geliefert werden.

Wir können von diesen Daten lernen, wie die Maschinen oder Prozesse genau funktionieren, wo Fehler oder unnötige Verschwendungen liegen. Zum Beispiel lassen sich Zeit und Material in der industriellen Fertigung einsparen. Viele wollen KI auch nutzen, um die Wartung zu optimieren und Defekte vorherzusagen. Wir arbeiten zudem stark im Bereich Inspektion. Zum Beispiel können Überwachungskameras dank KI Defekte oft recht früh erkennen, indem sie viele Bilder in hoher Geschwindigkeit auswerten.

Zur Einordnung: Industrial Inspection ist schon heute stark im Einsatz. Hier ist der Markt am reifsten, KI liefert an dieser Stelle sehr gute Resultate. Predictive Analytics und Prozessoptimierung werden sehr gewünscht. Das Potenzial dieser Technologie ist sehr hoch, aber die Herausforderungen sind ebenfalls gross. Die Datenverfügbarkeit setzt uns in diesem Bereich bisher Grenzen.

Es braucht sehr grosse Datenmengen, um KI richtig fit zu machen. In der Industrie hat es diese oft noch nicht, weil die Digitalisierung nicht überall angekommen ist.

Ein weiteres wichtiges Thema, das aber eher in der Zukunft liegt: KI und Robotik miteinander zu verbinden. Intelligente Roboter können sich dank KI autonom in unstrukturierten Umgebungen bewegen und komplexe Aufgaben erledigen, etwa in der Landwirtschaft, der Logistik, auf Bohrinseln oder in Gefahrenzonen. Sie lernen schnell und verstehen sich ändernde Aufgaben. So kann eine riesige Flexibilität erreicht werden. Denn herkömmliche Fertigungsroboter umzuprogrammieren, das kostet viel Zeit und Geld.

Herausforderungen sind aber Faktoren wie Geschwindigkeit. Roboter dürfen zum Beispiel nicht zu schnell werden, weil sie ein Sicherheitsrisiko für Menschen darstellen können. Noch stehen wir hier am Anfang und wirtschaftlich sind die Roboter meist noch nicht, aber es wird in diesem Bereich stark geforscht.

Was mich persönlich gerade sehr interessiert ist die Lösung für eine der grössten Herausforderungen der Industrie: Digitalisierung von Knowhow. Viele Arbeitnehmenden werden pensioniert, Fachkräfte fehlen – wie also können wir die Erfahrung der Menschen in den Unternehmen halten?

Wir arbeiten daran. Das Wissen lässt sich natürlich nicht aus dem Gehirn saugen. Aber wir können es in einem ersten Schritt digitalisieren und strukturieren. Da geht es um Datenmanagement. Danach erst kann man eine KI-basierte Lösung entwickeln, welche die Erfahrung der Maschine wachsen lässt.»

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Swissmem bietet über die Plattform Next Industries - eine gemeinsame Initiative von Swissmem, SwissT.net und asut - einen Praxiszirkel zum Thema «Künstliche Intelligenz» an. In einem ersten Teil steht die Inspiration im Vordergrund. Es werden Use Cases von Unternehmen vorgestellt und diskutiert. In einem zweiten Teil werden konkrete Anwendungsmöglichkeiten diskutiert. Immer ausgerichtet an den Bedürfnissen der Teilnehmenden.

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Letzte Aktualisierung: 20.06.2024