Was war die Zündung für Ihren Weg in einen technischen Beruf?
Sara Brunner: Über ein Schulprojekt habe ich meine Freude am technischen Zeichnen entdeckt. Wir mussten am Computer ein Haus konstruieren, was mich auf die Idee gebracht hat, Hochbauzeichnerin zu werden. Dass ich schliesslich Konstrukteurin wurde, habe ich unter anderem meinem Vater zu verdanken. Er wollte selbst einmal Maschinenzeichner werden – so hiess der Beruf damals noch – und meinte, das könnte auch mir gefallen. Zuerst war ich skeptisch. Maschinen interessierten mich gar nicht. Durch eine Schnupperlehre bekam ich dann aber ein besseres Bild vom Beruf und war sofort begeistert.
Was gefiel Ihnen am Beruf und was gefällt Ihnen noch heute?
Im Gegensatz zu den Hochbauzeichnern beschäftigen sich Konstrukteure mit kleineren Objekten. Diese sind – einmal gebaut – nicht einfach fertig wie ein Haus. Sie sind ständig in Bewegung und haben innerhalb einer Maschine eine bestimmte Funktion. Wenn sich eine Komponente ändert – wenn zum Beispiel ein neuer Motor eingebaut wird – hat dies Auswirkungen auf das gesamte System. Die Teile müssen angepasst werden, damit es wieder funktioniert. Das macht die Arbeit spannend und fasziniert mich bis heute. Aber auch den Austausch mit meinen Kollegen schätze ich sehr und die Betreuung der Lernenden ist ebenfalls eine sinnvolle und erfüllende Arbeit.
Wie ist Ihr beruflicher Werdegang?
Ich habe 2014 mit einer Lehre als Konstrukteurin bei Agathon begonnen und konnte nach dem Lehrabschluss bleiben. In der Zwischenzeit habe ich eine Weiterbildung als Techniker/in Maschinenbau HF absolviert und die Betreuung der Lernenden übernommen. Ich übernehme gerne Verantwortung und kann mir gut vorstellen, später einmal vermehrt in der Projektleitung tätig zu sein.
Was machen Sie genau?
Bei Agathon stellen wir Schleif- und Lasermaschinen her. Ich bin verantwortlich für einen speziellen Maschinentyp. Für diesen mache ich die Instandhaltung und passe Teile im CAD an, wenn Probleme auftreten. Ich zeichne auch kleinere Konstruktionen für neue Maschinen und unterstütze unsere Lernende. Diese zeichnen in der Ausbildung noch von Hand, da gilt es einige Normen zu beachten.
Was sind Ihre Erfahrungen als Frau in der Industrie?
Als ich mich für den Beruf entschied, war mir nicht klar, dass es so wenige Konstrukteurinnen gibt. Erst beim Schnuppern dämmerte es mir allmählich. Heute arbeiten bei uns auf dem Stockwerk rund 40 Personen – mit mir als einziger Frau. Nachteilig war das für mich nie. Im Gegenteil: Insgesamt habe ich viel Wohlwollen erfahren und hatte eher das Gefühl, dass es die Kollegen freute, wieder einmal eine Frau im Team zu haben.
Welchen Rat geben Sie anderen Frauen mit auf den Weg?
Habt den Mut, neue Dinge auszuprobieren. Sagt nicht gleich von Anfang an: «Das kann ich nicht.» Nehmt den Bohrer selbst in die Hand und bohrt ein Loch. Was kann schon passieren! Auch eine dickere Haut ist hilfreich. In der Werkstatt ist der Umgang rauer als im Büro. Wenn man alles gleich persönlich nimmt, hat man einen schweren Stand.
Berufliche Stationen
Lehre als Konstrukteurin EFZ bei Agathon
Weiterbildung als Techniker/in Maschinenbau HF, TEKO Schweizer Fachschule AG
Konstrukteurin und Berufsbildnerin Konstrukteure Agathon