Tecindustry Magazin Power-to-Liquid: Die Sonnenverwerter

Power-to-Liquid: Die Sonnenverwerter

Der Sonne ganz nah sein – und dank ihrer Kraft klimaneutral fliegen können? Klingt zu schön, um wahr zu sein. Doch das ETHSpin-off Synhelion macht es wohl bald mit seinem emissionsfreien Solartreibstoff im grossen Stil möglich. Co-CEO Philipp Furler sagt: «Wir wollen global einen grossen Impact erzielen. Unsere Technologie wird, zusammen mit anderen, viel bewirken. Wir sind nicht an Nischenlösungen interessiert.» In der Tat: Dieses Jahr hat die Fluggesellschaft Swiss angekündigt, ab 2023 mit dem Solartreibstoff zu fliegen. Bis 2030 will Synhelion etwa die Hälfte des Schweizer Verbrauchs an Kerosin durch CO2-neutralen Kraftstoff ersetzen, 2040 bereits die Hälfte des europäischen Bedarfs decken. Der Markt ist riesig: Rund 300 Millionen Tonnen flüssige Treibstoffe werden weltweit allein im Flugverkehr benötigt – und das auch noch in Zukunft. Denn: Während in Städten relativ einfach mit elektrifizierten Antrieben dekarbonisiert werden kann, sind die Sektoren, in denen weite Distanzen zurückgelegt werden müssen, auf Energieträger mit extrem hoher Energiedichte angewiesen: auf Kraftstoffe. «Es gibt keine Alternative zu nachhaltigen Treibstoffen, wenn wir sauber fliegen wollen», weiss Furler. Bis dahin müssen allerdings noch viele Hürden genommen werden: So arbeitet das Unternehmen etwa an der Skalierbarkeit der riesigen Produktionsanlagen, zudem werden bis zur Tragbarkeit enorme Investitionen notwendig sein.

DIE SOLARENERGIE IST DIE REICHHALTIGSTE ERNEUERBARE ENERGIEQUELLE AUF DER ERDE. DIE SONNE LIEFERT UNS INNERHALB WENIGER STUNDEN MEHR ENERGIE, ALS AUF DER ERDE IN EINEM JAHR VERBRAUCHT WIRD.

Philipp Furler, Co-CEO und Gründer Synhelion

Sauberste Lösung

Immerhin: Solarkraftstoffe – also synthetische Kraftstoffe, die aus Sonnenenergie mit einer Sunto- X-Technologie hergestellt werden – sind die bisher skalierbarste, wirtschaftlich tragfähigste, effizienteste und umweltfreundlichste Lösung für einen sauberen Langstreckentransport. Um den Kraftstoff herzustellen, werden Kohlenstoff und Wasser mithilfe von Solarwärme aufgespalten. Das daraus entstandene «Syngas», eine Mischung aus Wasserstoff und Kohlenmonoxid, wird dann anschliessend zu Kerosin, Methanol oder anderen Kohlenwasserstoffen verarbeitet.

1:1 kompatibel

Muss ein Flugzeug betankt werden, kann der fossile Kraftstoff einfach ersetzt werden, denn das Solarkerosin ist mit der bestehenden globalen Kraftstoffinfrastruktur 1:1 kompatibel. Auch die Preise sollten im Rahmen bleiben. «Wir haben uns zum Ziel gesetzt, bis 2030 Herstellungskosten von einem Franken pro Liter Kerosin zu erreichen», so Furler. Heute sei der Verkaufspreis von fossilem Kerosin etwa so hoch. So tiefe Herstellungskosten wie bei fossilen Treibstoffen zu erreichen, das sei hingegen nicht möglich. Aber: «Der Treibstoff macht nur 30 Prozent des Ticketpreises aus. Daher sollte das umweltverträgliche Fliegen nicht viel teurer werden», ist der CEO überzeugt.

Da die Sonne für den chemischen Prozess notwendig ist, sind Wüsten die wichtigsten Territorien des Unternehmens. Es sei nicht realistisch, dass in der Schweiz grössere Mengen des flüssigen Solartreibstoffs produziert würden, sagt Furler. Aber wir könnten uns ein Stück weit unabhängiger machen: «Etwa, indem wir im sonnigen Spanien für den europäischen Markt herstellen.»

Sonne zu Kraftstoff

Synhelion nutzt Sonnenwärme zur Umwandlung von CO2 in synthetische Kraftstoffe, sogenannte «Solartreibstoffe». Produziertes Gas wird mit der üblichen Gas to-Liquid-Technologie zu Kraftstoffen wie Benzin, Diesel oder Flugzeugtreibstoff verarbeitet. Tagsüber wird ein Teil der Solarwärme gespeichert, damit die Anlage rund um die Uhr Treibstoff produzieren kann.

War dieser Artikel lesenswert?

Diese Artikel könnten Sie interessieren

Letzte Aktualisierung: 08.11.2022