Die Swissmem Mitgliedfirmen haben seit 1990 ihren Energieverbrauch um 39 Prozent und die CO2-Emissionen sogar um 55 Prozent reduziert. Damit haben sie die Klimaziele des Bundes für 2030 bereits übertroffen. Die Tech-Industrie will weiterhin Vorreiter bleiben. Wohin die Reise geht und was es dafür braucht, erklärt im Interview Philipp Bregy, Ressortleiter Energie Swissmem.
Die Schweiz hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2050 klimaneutral zu werden. Auch Swissmem steht hinter dem Netto-Null-Ziel. Was kann die Tech-Industrie in der Schweiz beitragen, damit dieses Ziel erreicht werden kann?
Die Tech-Industrie kann wesentlich zur Zielerreichung beitragen. Grosse Hebel sind energieeffiziente Herstellungsprozesse, die Nutzung von CO2-neutraler Energie und mehr Eingenstromproduktion über Photovoltaik-Anlagen. Der grösste Hebel liegt aber in der Entwicklung und Produktion klimaverträglicher Produkte.
Was kann man unter klimaverträglichen Produkten verstehen?
Klimaverträgliche Produkte sind ressourcen- und energieeffizient. Der Schlüssel dazu heisst Eco-Design. Dabei berücksichtigen und minimieren die Unternehmen bereits in der Produktentwicklung die Umweltauswirkungen des Produkts über den gesamten Lebenszyklus hinweg – also von der Herstellung bis zur Entsorgung. Sie fokussieren dabei auf umweltfreundliche Materialien, erhöhen die Energieeffizienz bei der Nutzung, verringern Abfälle sowie Emissionen, stellen die Reparaturfähigkeit sicher und streben eine längere Lebensdauer an.
Welche Wirkung können die Produkte der Schweizer Tech-Industrie weltweit erzielen?
Der grösste Klimaschutz-Hebel der Schweizer Tech-Industrie liegt im Export ihrer klimaverträglichen Produkte. In Ländern mit einem sehr CO2-intensiven Strommix kommt energieeffizienten Maschinen eine zentrale Bedeutung zu. Viele Produkte der Tech-Industrie – z.B. Werkzeugmaschinen – verbrauchen während ihrer jahrelangen Einsatzdauer deutlich mehr Energie als zu deren Herstellung eingesetzt wurde. Eine höhere Energieeffizienz führt dann zu einem geringeren ökologischen Fussabdruck.
Ferner sind es die Innovationen der Schweizer Industrie, welche weltweit einen unverzichtbaren Beitrag für den Übergang zu einer nachhaltigen Zukunft leisten. Ich denke dabei an die technischen Lösungen im Bereich der Elektromobilität, für die Stromerzeugung aus Sonne, Wind und Wasserkraft, für die Energieverteilung, beim Leichtbau für Fahrzeug- und Luftfahrtindustrie und bei der intelligenten Gebäudetechnik, um nur einige Bereiche zu nennen.
Und welche Trends gibt es in den industriellen Produktionsprozessen?
Wer produziert, benötigt Energie. Mit dem deutlichen Anstieg der Energiepreise haben die Unternehmen ein noch grösseres Interesse, mit Energie haushälterisch umzugehen. Mit der Digitalisierung und der Entwicklung zur «smart factory» eröffnen sich neue Energieeffizienzpotenziale. Zudem sind die Schweizer Industriebetriebe nicht mehr nur Verbraucher. Immer mehr Unternehmen tragen mit einer eigenen Photovoltaik-Anlage zur nachhaltigen Energieproduktion bei.
Eine grosse Herausforderung stellt sich allerdings bei der Metallverarbeitung. Die dafür notwendige Hochtemperatur-Prozesswärme wird mit Erdgas erzeugt, was entsprechende Treibhausgasemissionen verursacht. Hier sind noch keine klimafreundlichen Substitute verfügbar. Mittel- bis langfristig sehe ich die Lösung in sogenannten synthetischen Brenn- und Treibstoffen. Diese werden mit sauberem Strom und aus der Luft gewonnenem CO2 erzeugt.