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Climeworks nimmt grosse CO2-Reduktionsanlage in Island in Betrieb

Tecindustry Themen Climeworks nimmt grosse CO2-Reduktionsanlage in Island in Betrieb

In Island hat die Firma Climeworks die weltweit grösste Anlage zur CO₂-Entfernung in Betrieb genommen. In der Schweiz starten derweil im Jahr 2025 erste Tests zur Speicherung von CO₂ im Untergrund. Beide Vorhaben zeugen vom Bestreben der Tech-Industrie zu noch mehr Klimaschutz.

Die Zürcher Firma Climeworks hat in Island ihre bisher grösste Anlage zur direkten Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxid (CO₂) in Betrieb genommen. Das Projekt, bekannt als Mammoth, hat eine Kapazität von bis zu 36’000 Tonnen CO₂ pro Jahr und ist damit etwa zehnmal grösser als sein Vorgänger, die Orca-Anlage. Mammoth ist die zweite kommerzielle Anlage von Climeworks in Island und repräsentiert einen wichtigen Schritt in Richtung der Skalierung der CO₂-Abscheidung auf Megatonnen- und Gigatonnen-Niveau bis 2050.

Die Anlage filtert CO₂ aus der Luft und speichert es dauerhaft unterirdisch. Die ersten CO₂-Abscheidungsprozesse haben bereits erfolgreich begonnen, insgesamt werden 72 Sammelcontainer vor Ort installiert. Der Bau der Mammoth-Anlage begann im Juni 2022 und soll im 2024 vollständig abgeschlossen werden. Climeworks nutzt erneuerbare Energiequellen für den Betrieb des Direktluftabscheidungsprozesses, wobei der Energiebedarf durch den geothermischen Energiepartner ON Power in Island gedeckt wird.

Nachhaltigkeit wird überprüft

Nach der Freisetzung des CO₂ aus den Filtern transportiert der Speicherpartner Carbfix das CO₂ unter die Erde, wo es durch natürliche Prozesse mit basaltischem Gestein reagiert und dauerhaft gespeichert bleibt. Dieser gesamte Prozess wird durch unabhängige Dritte verifiziert und zertifiziert, um die Zuverlässigkeit und Nachhaltigkeit sicherzustellen.

Jan Wurzbacher, Mitbegründer und Co-CEO von Climeworks, kommentierte die Inbetriebnahme der Mammoth-Anlage: «Die Inbetriebnahme unserer Mammoth-Anlage ist ein weiterer Beweis für Climeworks' Skalierungsreise zur Megatonnenkapazität bis 2023 und zur Gigatonnenkapazität bis 2050.» Weitere Infomationen: www.climeworks.com

Erste Tests zur CO₂-Speicherung im Untergrund in der Schweiz

Parallel zu den Fortschritten in Island sind in der Schweiz ab 2025 erste Tests zur CO₂-Speicherung im Zürcher Weinland geplant. Das Pilotprojekt wird von der ETH Zürich geleitet und nutzt ein über 1000 Meter tiefes, nicht mehr benötigtes Bohrloch bei Trüllikon, das ursprünglich von der Nationalen Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) gebohrt wurde. Die Untersuchung des Bohrlochs durch das Bundesamt für Landestopografie (Swisstopo) und die ETH Zürich zeigte, dass es in einem sehr guten Zustand ist und grundsätzlich für die sichere CO₂-Einspeisung genutzt werden kann.

Das Ziel des Projekts ist es, flüssiges CO₂ in die Gesteinsschicht des Oberen Muschelkalks zu pressen, die sich in etwa 1090 Meter Tiefe befindet. Dieses Kalkgestein ist durchlässig und bietet ideale Bedingungen für die langfristige Speicherung von CO₂. Der Test soll über einen Zeitraum von bis zu fünf Jahren durchgeführt werden, wobei das Bohrloch anschliessend mit Zement gefüllt und verschlossen wird. Die Kosten des Projekts sind derzeit noch nicht bezifferbar.

Schwer vermeidbares CO2 im Inland speichern

Der Pilotversuch soll wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse darüber liefern, wie CO₂ im Schweizer Untergrund sicher und effizient gespeichert werden kann. Trotz dieser vielversprechenden Ansätze betont Swisstopo, dass der Test kein Vorentscheid darüber sei, ob die Schweiz künftig tatsächlich CO₂ in tiefen Gesteinsschichten speichern werde. Grundsätzlich findet sich das Gestein, das für die Tiefenspeicherung interessant ist, verteilt über das gesamte Schweizer Mittelland.

Wie der Bundesrat 2022 in einem Bericht festhielt, soll das schwer vermeidbare CO₂ der Schweiz «nach Möglichkeit im Inland im Untergrund oder in langlebigen Produkten, etwa Baustoffen, gespeichert werden». Die Abscheidung und Speicherung von solchem CO₂ ist Teil der langfristigen Klimastrategie der Schweiz.

Die Projekte in Island und in der Schweiz sind beispielhaft für die internationale Zusammenarbeit auf dem Weg zu mehr Klimaschutz. Die hochmodernen Technologien haben das Potenzial, die CO₂-Emissionen signifikant zu reduzieren.

Weitere Informationen: 
Bericht des Bundesrats zu Negativemissionstechnologien

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Letzte Aktualisierung: 16.05.2024